Inhaltsangabe
Sein Leben
Dick Bruna wurde am 23. August 1927 in Utrecht als Hendrik Magdalenus Bruna, Sohn von Albert Willem Bruna und Johanna Clara Charlotte Erdbrink geboren. 1931 bekam er einen Bruder, Frederik Hendrik Bruna. Vater Bruna war Verleger bei A.W. Bruna & Zoon, dem Verlag, den sein Urgroßvater 1868 gegründet hat. Obwohl Dick seinem Vater als Verleger nachfolgen sollte, gelang es Dick, ihn davon zu überzeugen, dass er nicht für dieses Fach taugte. 1951 wurde er dann als Grafikdesigner bei A.W. Bruna & Zoon eingestellt. 1953 heiratete er Irene de Jong. Die beiden bekommen drei Kinder: Sierk (1954), Marc (1958) und Madelon (1961). 1992 wurde er zum ersten Mal Opa. Danach folgten noch 5 Enkel. 1968 hörte er auf, Buchumschläge zu entwerfen. Damit endete auch seine Mitarbeit im Verlag seines Vaters. Sein Bruder Frits blieb noch lange Zeit im Unternehmen tätig.
Wie alles anfing
1943 musste die Familie während des Zweiten Weltkriegs in einem Haus in der Nähe der Seengruppe Loosdrechtse Plassen untertauchen. Dick Bruna konnte in dieser Zeit nicht zur Schule gehen und musste sich den ganzen Tag selbst beschäftigen. In dieser Zeit fing er an, die Natur um ihn herum zu zeichnen und zu malen. Verschiedene Grafikdesigner und Illustratoren, die im Unternehmen seines Vaters arbeiteten, besuchten die Familie Bruna heimlich. Manchmal bekam Dick dabei sogar Unterricht, wie beispielsweise von Rein van Looy. Nach dem Krieg entstand sein erster Buchumschlag für "Anne-Marie" von Arnold Clerx und er brach im Abiturjahr das Gymnasium ab. Ein Jahr lang arbeitete er in der Buchhandlung Broese in Utrecht. Danach schickte ihn sein Vater für ein Praktikum nach London (Bücher- und Zeitschriftenkette WH Smith) und nach Paris (Verlag Plon), um dort das Verlegerfach zu erlernen. Dick Bruna stellte dabei aber fest, dass er sich nicht für das Fach des Verlegers eignete. In Paris lernte er das Werk von Künstlern wie Matisse und Léger kennen und konzentrierte sich zunehmend auf das Zeichnen. Nach seiner Rückkehr in die Niederlande 1948 besuchte er die staatliche Akademie für bildende Künste in Amsterdam, fühlte sich dort aber nicht am richtigen Ort. Er brach die Ausbildung ab, brachte sich als Autodidakt selbst vieles bei und wurde Grafikdesigner. Angestellt im Familienunternehmen A.W. Bruna & Zoon entwarf er etwa 2.000 Buchumschläge und daneben kleinere und größere Plakate, vor allem für die Taschenbuchreihe "Zwarte Beertjes" (Schwarzbär Taschenbuchreihe). Er entwarf auch Plakate und Logos auf Bestellung. Zu den Auftraggebern zählten u.a. die Stadt Utrecht, das Grüne Kreuz (eine Mutterschutz-Organisation) und Veilig Verkeer Nederland (eine Organisation für mehr Sicherheit auf Straßen). Ab 1953 entwarf er selbst Bilderbücher, von denen letztendlich über 120 Titel erschienen sind. Er gestaltete keine Buchumschläge mehr, sondern zeichnete Bilderbücher und arbeitete auf Bestellung für UNICEF, den Aids Fonds, Kinderpostzegels (eine holländische Stiftung für Kinderschutz-Briefmarken) usw. Dick Bruna fuhr jeden Tag mit dem Fahrrad zu seinem Atelier, um dort zu arbeiten, bis er im Sommer 2011 beschloss, in den Ruhestand zu gehen. Er verstarb im Jahr 2017 im Alter von 89 Jahren.
“Nimm Kinder ernst. Sei genauso ehrlich zu ihnen, wie sie das zu dir sind.”
Autor, Illustrator, Grafikdesigner
Obwohl Dick Bruna früher gern Schriftsteller geworden wäre, ist er überwiegend wegen seiner Bilder, Zeichnungen, Illustrationen und Grafikdesigns bekannt geworden. Auch für seine Bücher dachte er sich immer die Geschichte zuerst in Bildern aus, dann erst schrieb er den Text.
Die Kraft des Einfachen
Worauf lässt sich zurückführen, dass Dick Bruna mit seiner Arbeit so berühmt geworden ist? Sind es die klaren Farben, die er verwendete? Aber auch andere Illustratoren arbeiten mit solchen Farben. Ist es das kleine, handliche Format der Bücher? Auch das gibt es öfter. Ist es seine Art und Weise zu zeichnen, wobei alles Überflüssige weggelassen wird und ein einfaches Bild übrigbleibt? Eric Carle arbeitet ganz ähnlich. Sein Erfolg ist genau diesen Dingen zu verdanken: Er entwirft kleine Bücher mit einfachen Illustrationen in klaren Farben. Aber ganz wichtig dabei ist, dass die Bilder die Geschichte bereits erzählen und dass die Zeichnungen fast wie Piktogramme sind. Überall auf der Welt erkennen Kinder sein gezeichnetes Haus als ein Haus, seinen Apfel als einen Apfel und seinen Hund als einen Hund. So hat sich eine Art "Dick-Bruna-Sprache" entwickelt, eine Bildsprache. Mit kleinen Veränderungen in diesen Piktogrammen gelingt es ihm, ein völlig neues Bild zu erschaffen. Wenn er nur eine einzige Träne in Miffys Gesicht malt, weiß jeder, dass sie sehr traurig ist. Eine winzige Veränderung an Mund und Augen der Figuren ergibt den Unterschied zwischen fröhlich, traurig oder neugierig. Das kleine große Geheimnis ist also: Dick Bruna schafft mit weniger mehr.
“Mein Talent ist nicht groß, daher muss ich hart arbeiten, um etwas draus zu machen.”
Utrecht
Dick Bruna liebte Utrecht. Es ist nicht nur in dieser Stadt geboren, sondern hat fast sein ganzes Leben dort verbracht. Bis zu seinem Tod lebte er in Utrecht und sein Atelier lag nur einen Katzensprung vom Dom entfernt. Für die Stadt Utrecht hat er zahlreiche Plakate und Logos entworfen. 1987 bekam er eine Auszeichnung der Stadt mit den Worten: "Er hat die Stadt mit illustrierendem Vorstellungsvermögen positiv beeinflusst." Es gibt einen richtigen Miffy-Platz in Utrecht, auf dem eine Bronzestatue von Miffy steht, die Dick Brunas Sohn Marc angefertigt hat. 2006 wurde das Dick Bruna Haus eröffnet, das Teil des Centraal Museums in Utrecht ist. Nach einem umfassenden Umbau öffnete an derselben Stelle 2016 das Miffy Museum seine Türen. Zu seinem siebzigsten Geburtstag erhielt er von Künstlern und Illustratoren aus Utrecht Zeichnungen und zu seinem achtzigsten Geburtstag schmückte sich die Stadt mit Illustrationen von Dick Bruna. 2007 erhielt der die Medaille (Stadspenning) der Stadt Utrecht.
Einfach Dick Bruna
Solange er arbeitete, fuhr Dick Bruna jeden Tag auf seinem Fahrrad ins Atelier; so konnte man ihm also an den Utrechter Grachten begegnen. Auch in seiner Freizeit radelte er gern durch sein geliebtes Utrecht. Er sah nicht wie ein weltberühmter Künstler aus, sondern eher wie der Opa von Miffy, ein freundlicher älterer Herr mit fröhlichen Augen hinter seiner Brille und einem wunderschönen weißen Schnurrbart. Halt einfach Dick Bruna.
“Glück heißt für mich, in aller Herrgotts Frühe in mein Atelier zu radeln.”